Dokumentationen
Burg Binsfeld - die Ausgrabungen 1992

Burg Binsfeld

Ausgrabung 1992
Schmuckfußböden
Lederfunde

GesamtplanIm Sommer 1992 wurden auf dem Gelände der Burg Binsfeld bei Düren umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt. Es handelte sich hierbei um Untersuchungen im Vorfeld von die historische Substanz tiefgreifend verändernden Umbauten der Burganlage. Die Burganlage ist insbesondere wegen des Herrenhauses (Abb. 104, HH) mit seiner renaissancezeitlichen, zweigeschossigen Loggia bekannt. Über die Baugeschichte ist dagegen relativ wenig überliefert. P. Clemen hat 1910 den Forschungsstand folgendermaßen zusammen-gefaßt: Die erste urkundliche Nennung des Geschlechts, das von Binsfeld den Namen erhält, stammt aus dem Jahr 1150. Das heutige Herrenhaus soll teilweise auf den Fundamenten einer älteren – möglicherweise der ursprünglichen – Burg errichtet worden sein. Zu Beginn der Ausgrabungen und der darauf folgenden Umbauarbeiten stellte sich die Binsfelder Burg als unregelmäßige Anlage aus der Hauptburg des 16. Jahrhunderts und der vorgeschobenen Vorburg des 18. Jahrhunderts, umgeben von einem gemeinsamen nassen Graben, dar. Bei der Erweiterung der Burganlage im 18. Jahrhundert sollen der Ostflügel und der östliche Teil des Nordflügels niedergelegt worden sein.

Die durch die Bauarbeiten betroffene Fläche befand sich im Bereich dieses vermuteten Ostflügels; weiterhin war nordöstlich hiervon ein Teil des Umfassungsgrabens zu untersuchen. Die im Lauf der Ausgrabung freigelegten Baureste (Abb. 105) konnten zum größten Teil verschiedenen Bauphasen der Burganlage zugeordnet werden. Die älteste Phase (Bauphase 1) lag im nordöstlichen Grabenbereich vor. Hier hatten sich Fundamentreste aus Bruchsteinen mit Holzgründung erhalten. Die in der Fun-damentierung verbauten Hölzer ließen eine dendrochronologische Untersuchung nicht zu. Die Holzartenbestimmung ergab, daß sie von Steinobstbäumen – vermutlich von Pflaumenbäumen – stammen. Es scheint sich um die Reste einer Vorgängerburg zu handeln, die vom Erscheinungsbild der Burganlage vor Beginn der Untersuchungen in einer unerwarteten Weise abweicht. Entsprechend der historischen Überlieferung könnte hier die Burg des 12. Jahrhunderts erfaßt sein. Die nächstjüngere Bauphase (Bauphase 2) befand sich bereits im Bereich der heutigen Bebauung. Es handelt sich dabei um den sog. Osttrakt. Auf einer Länge von 21 m konnte der Verlauf der östlichen Außenmauer dieses Bauteils, der wahrscheinlich rechtwinklig vom Herrenhaus abging, gesichert werden. Die Außenhaut dieser Mauer bestand auf beiden Seiten aus roten Sandsteinquadern. Die östliche Außenseite ist als Schauseite anzusprechen; hier waren die Bukkelquader mit Kantenschlag besonders gut verarbeitet. Feldbrandziegel, z.T. auch Ziegelbruch, bildeten die Mauerfüllung. Der heute noch vorhandene östliche Burggraben reichte ursprünglich bis an diese Außenwand heran und wurde in späteren Bauphasen nach Osten zurückgedrängt.

Gesamtplan (Ausschnitt)
Abb. 105: Grabungsplan (Ausschnitt, N. Bartz, 1992)

Ein weiterer Mauerbefund, der im Ostprofil der Grabungsgrenze aufgenommen wurde, war vom Baumaterial und der Mauertechnik her völlig gleichartig. Die räumliche Verbindung der beiden Mauerzüge konnte aber nicht mehr geklärt werden. Vermutlich liegt mit der Mauer im Ostprofil der Überrest einer Toranlage vor, die der dem besprochenen Osttrakt zugehörigen Burg zuzuordnen ist. Dafür spricht auch eine Rampe oder Zufahrt, die von Westen auf diese Mauer zulief und die in einer späteren Bauphase möglichst ökonomisch überbaut wurde. Der Osttrakt fiel am Ende des 16. Jahrhunderts einer Brandkatastrophe zum Opfer. Im Winkel zwischen der östlichen Außenmauer und dem zugehörigen Mauerstumpf an der östlichen Grabungsgrenze konnte ein Zerstörungshorizont nachgewiesen werden, in dem sich Teile einer hölzernen Dachkonstruktion erhalten hatten. Aus dieser geschlossenen Brandschuttschicht stammt eine große Randscherbe eines braun glasierten Steinzeugtopfes mit Wappen und Jahreszahl 1595. Die Ausbruchsgrube der östlichen Außenmauer enthielt u.a. den Boden eines Steinzeugkruges, der in die Zeit um 1600 datiert werden kann. Die Zerstörung des Ostflügels am Ende des 16. Jahrhunderts wurde zum Anlaß einer grundlegenden Veränderung der Burganlage genommen. Etwas westlich der freigelegten, abgearbeiteten Außenwand des zerstörten Ostflügels wurde eine Mauer aus wild verarbeiteten Bruchsandsteinen und vereinzelten Feldbrandziegeln gesetzt, die auf Höhe des heutigen westseitigen Wirtschaftsgebäudes der Vorburg im stumpfen Winkel nach Westen abbog und nach einem Versprung an die Nordwand des jetzigen Nordgebäudes der Hauptburg anschloß, die wiederum in Teilen auf dieser alten Mauer gegründet ist. Der beschriebene Mauerzug, der auf 60 m Länge verfolgt werden konnte, ist als Hauptburgumgrenzung anzusprechen (Bauphase 3).
Dachstuhl aus der Brandschicht um 1600Der nunmehr umgrenzte Be-reich wurde durch einen West-Ost verlaufenden Graben von den Gebäuden der Vorburg getrennt. Das bis auf den heutigen Tag erhaltenen Tor-haus der Burg Binsfeld steht ebenso wie die freigelegte Hauptburgumgrenzung auf ei-ner mächtigen Kies-/Lehm-aufschüttung und gehört damit zu der umgestalteten Burg-anlage des beginnenden 17. Jahrhunderts.
Zur jüngsten Bauphase (Bau-phase 4) gehören die Fundamente und Mauerstümpfe eines nach Osten vor das Herrenhaus vorspringenden Turms. Die Außenmauern dieses Turms bildeten einen quadratischen Grundriß. Bei der Verkleidung der Außenseiten fanden u.a. rote Sandsteinbuckelquader, die von der Außenmauer des Ostflügels stammten, Verwendung. Um- und Einbauten erfolgten bis in das 19. Jahrhundert. Möglicherweise betrafen diese Maßnahmen schon nur noch die Fundamente des geschleiften Turms. Es bleibt festzuhalten, daß die eingangs referierten Vermutungen von Clemen u.a. bezüglich des im 18. Jahrhundert oder später niedergelegten Osttraktes nicht zu verifizieren waren. Der eigentlich nachgewiesene Osttrakt war erheblich älter und früher zerstört worden als Clemen angenommen hatte. Auch die frühesten Abbildungen von Burg Binsfeld (Zeichnung von Rainier Roidkin von 1725/1730; Abbildung aus dem Codex Welser von 1723) erwiesen sich nach der Feststellung des Bodenarchivs als gänzlich irreführend, was Lage der Baukörper und Verlauf der Gräben betraf. Um so wichtiger ist die Durchführung der archäologischen Untersuchungen für die Kenntnis der Baugeschichte von Burg Binsfeld gewesen.

Rut Wirtz, 1992, veröffentlicht in: Archäologie im Rheinland 1992, Seiten 121-123


Literatur:

P. HARTMANN / E. RENARD, Die Kunstdenkmäler des Kreises Düren. Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 9, 1 (Düsseldorf 1910) 30ff.


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