Dokumentationen
Jülich - Propsteikirche (NW 1997/1038)
Propsteikirche

Inhalt
I. Vorbemerkungen
II. Forschungsstand
II.1. Kenntnisse der Baugeschichte
II.2. Ältere archäologische Untersuchungen 
II.2.1. Langschiffumbau 1877/78 
II.2.2. Umbau von Chor und Querschiff 1898/99 
II.2.3. Heizungseinbau im Chor 1925 
II.2.4. Wiederaufbau 1951 
II.3. Spezielle Fragestellungen des Fundplatzes 
III. Aussagemöglichkeit der Funddurchsicht
III.1. Bewertung des Kleinfundspektrums
III.1.1. Funde zur Siedlungs- und Baugeschichte 
III.1.2. Funde aus Gräbern 
III.2. Die Bauspolien 
IV. Ansprache aussagekräftiger Befundkomplexe
IV.1. Römischer Mauerzug St.8
IV.2. Hypocaustum St.30-32
IV.3. Die Brandstelle St.23
IV.4. Befunde zu den Bauzuständen der Kirche
IV.4.1. Die Umbauten 1877 und 1899
IV.4.2. Der bis 1877 erhaltene Bauzustand
           und seine Vorläufer

IV.4.3. Spuren älterer Bauphasen
V. Zusammenfassung der Grabungsergebnisse

VI. Stellenbeschreibung
VI.1.  Arbeitsmethodik 

VI.2.  Grabungsschnitte 
VI.2.1.   Schnitt 2
VI.2.2.   Schnitt 3
VI.2.3.   Schnitt 4
VI.2.4.   Schnitt 5
VI.2.5.   Schnitt 20
VI.2.6.   Schnitt 21 

VI.3.  Baubefunde 
VI.3.1.   Mauerbefunde in Schnitt St.2 
VI.3.1.1.    NZ-Mauer St.6/St.7 
VI.3.1.2.    Röm. Mauer St.8
VI.3.1.3.    MA-Mauer St.9 
VI.3.1.4.    Mauer St.10
VI.3.1.5.    NZ-Mauer St.11
VI.3.1.6.    MA-Mauer St.12
VI.3.2.   Mauerbefunde in Schnitt St.3 
VI.3.2.1.    NZ-Mauer St.13
VI.3.2.2.    NZ-Mauer St.14
VI.3.2.3.    NZ-Mauer St.15
VI.3.2.4.    MA-Mauer St.16
VI.3.2.5.    Mauer St.17
VI.3.2.6.    MA-Mauer St.27
VI.3.3.   Mauerbefunde in Schnitt St.21 
VI.3.3.1.    MA-Mauer St.24
VI.3.3.2.    A/NZ-Mauer St.25
VI.3.3.3.    MA-Mauer St.26
VI.3.4.   Mauerbefunde in Schnitt St.4
VI.3.5.   Mauerbefunde in Schnitt St.5 
VI.3.5.1.    Mauer St.28
VI.3.5.2.    MA-Mauer St.29
VI.3.5.3.    Röm. Mauer St.30
VI.3.5.4.    Röm. Mauer St.31
VI.3.5.5.    spätröm. Hypocaustum St.32
VI.3.5.6.    NZ-Mauer St.33
VI.3.5.7.    NZ-Mauer St.34
VI.3.5.8.    Mauerausbruchgrube St.84

VI.4.  Grabbefunde 
VI.4.1.   Grabbefunde in Schnitt St.3 
VI.4.1.1.    Grabgrube mit Skelettrest St.18
VI.4.1.2.    Skelettgrab St.19
VI.4.2.   Grabbefunde in Schnitt St.20 
VI.4.2.1.    Grabkiste mit Leichenbrand St.22
VI.4.2.2.    Skelettgrab St.35
VI.4.2.3.    Skelettgrab St.36
VI.4.2.4.    Skelettgrab St.37
VI.4.2.5.    Skelettgrab St.38
VI.4.2.6.    Skelettgrab St.39
VI.4.2.7.    Skelettgrab St.40
VI.4.2.8.    Skelettgrab St.41
VI.4.2.9.    Skelettgrab St.42
VI.4.3.   Grabbefunde in Schnitt St.21 
VI.4.3.1.    Skelettgrab St.43
VI.4.3.2.    Skelettgrab St.44
VI.4.3.3.    Skelettgrab St.45
VI.4.3.4.    Skelettgrab St.46
VI.4.3.5.    Skelettgrab St.47
VI.4.3.6.    Skelettgrab St.48
VI.4.3.7.    Skelettgrab St.49
VI.4.3.8.    Skelettrest St.50
VI.4.3.9.    Skelettrest St.51
VI.4.3.10.  Skelettgrab St.52
VI.4.3.11.  Skelettgrab St.53
VI.4.3.12.  Grabgrube mit Skelettrest St.54
VI.4.3.13.  Skelettgrab St.55
VI.4.3.14.  Grabgrube St.56
VI.4.3.15.  Grabgrube St.57
VI.4.4.   Grabbefunde in Schnitt St.5 
VI.4.4.1.    Skelettgrab St.58
VI.4.4.2.    Skelettgrab St.59
VI.4.4.3.    Skelettgrab St.60
VI.4.4.4.    Grabgrube mit Skelettresten St.61
VI.4.4.5.    Störung mit Skelettresten St.62
VI.4.4.6.    Skelettgrab St.63
VI.4.4.7.    Grabgrube mit Skelettrest St.64
VI.4.4.8.    Grabgrube mit Skelettrest St.65
VI.4.4.9.    Grabgrube mit Skelettrest St.66
VI.4.5.   unbegrabene Grabbefunde 
VI.4.5.1.    Grabbefunde in Schnitt St.2 
VI.4.5.1.1.     Grabgrube mit Skelettrest St.67
VI.4.5.1.2.     Skelettgrab St.68
VI.4.5.1.3.     Skelettrest St. 69
VI.4.5.1.4.     Skelettspuren in 2 Etagen St.70
VI.4.5.1.5.     Skelettspuren in 2 Etagen St.71
VI.4.5.1.6.     Skelettgrab St.72
VI.4.5.2.    Grabbefunde in Schnitt St.3 
VI.4.5.2.1.     3 Skelettgräber St.73
VI.4.5.2.2.     mögliche Grabgrube St.74
VI.4.5.2.3.     Skelettgrab St.75
VI.4.5.2.4.     möglicher Grabbefund St.76
VI.4.5.2.5.     Grabbefund St.77
VI.4.5.2.6.     Grabgrube St.78
VI.4.5.3.    Grabbefunde in Schnitt St.5 
VI.4.5.3.1.     Grabgrube St.79
VI.4.5.3.2.     Skelettgrab St.80
VI.4.5.3.3.     gestörtes Skelettgrab St.81
VI.4.5.3.4.     Skelettgrab St.82
VI.4.5.4.    Grabbefunde in Schnitt St.21
VI.4.5.4.1.     Skelettgrab St.83

VI.5.  Sonstige Befunde
VI.5.1.   Brandlehmbefund St.23
VI.5.2.   Wiederbestattungsgrube St.1-24

VII.   Autoren
VIII.  Abbildungskatalog
IX.    Zeichnungskatalog
X.     Fotokatalog

XI.    Dokumentationsnachweis
XII.   Literaturhinweise

VI.3. - Baubefunde

VI.3.1. - Mauerbefunde in Schnitt St.2

VI.3.1.1. - NZ. Mauer St. 6 / St. 7

Pfeilerfundament des SO-Emporenträgers der NZ-Vorgängerkirche (Phase IX). Im oberen Bereich lagiges NZ-Ziegelsteinmauerwerk (PS: in der Dokumentation schreibe ich für Ziegelsteine manchmal Feldbrand. Das sind hier aber keine Feldbrandsteine, sondern immer Fabrikziegel aus dem vorigen Jahrhundert. Ich benutze Feldbrand manchmal als Synonym für NZ-Ziegelsteine, nb).

Das Ziegelmauerwerk zeigt in den Profilen abwechselnd jeweils eine Lage Läufer und Binder und ist stufenförmig auf zweitverwendeten Quadern aus Nideggener Sandstein (einige mit schräger Scharrierung und glattem Rand) aufgesetzt.

Das Mauerwerk ist mit einem sandigen, leicht gelblichen Kalkmörtel verfugt.

Maße: 1,65 m (NW-SO) x 1,70 m (NO-SW) x 1,20 m (Höhe). Laut Probebohrung des Bodengutachtens liegt die UK von St.6 (bzw. St.7) bei 2,90 m unter dem heutigem Fußboden, das Mauerwerk würde sich demnach noch etwa 0,90 m in die Tiefe fortsetzen.

Die unterste hier sichtbare Lage aus rotem Sandstein bildet einen nach NO 0,22 m vorspringenden Mauerabsatz. Dieser Mauerabsatz wurde mit St.7 bezeichnet. Die St.6 + 7 bilden einen Pfeilerkomplex.

Der Fundamentabsatz St.7 ist auf der SO-Seite von St.6 etwa 0,16 m breit und nimmt auf die röm. Mauer St.8 Rücksicht. SW von St.8 ist der Absatz nicht vorhanden (hier dafür eine 0,10 m - 0,12 m breite Baugrube, ebenso wie auf der NW-Seite von St.6). St. 6/7 überbaut die im groben NW-SO verlaufende St.8

Auf der SW-Seite ist die hier bis 0,06 m breite Baugrube von St.6 mit Gesteinsmaterial aus St.9 gegen St.9 verkeilt.

St.6/7 durchtrennt das NO-SW verlaufende MA-Mauerwerk St.9. Die auf der NO-Seite 0,70 m breite Lücke zu St.9 ist vermutlich im Vorfeld der Grabung durch den Bagger erzeugt worden.

Das NW-Gegenstück zu St.6/7 ist mit St.13 bezeichnet worden. Wie aus der Synopse alter Baupläne ersichtlich, bilden die Stellen 6 u. 13 die Fundamentierung für 2 Säulen im Aufgehenden der Kirchenbauphase IX, die wiederum die beiden äußeren Träger der Orgelempore bilden (siehe Abb.3 u. 15).

 


VI.3.1.2. - Röm. Mauer St.8

Röm. Mauerwerk aus 90% Nideggener Sandsteinbruch und 10% Grauwackebruch, mit einem weißen, harten, porösen Kalkmörtel (mit feinen unidentifizierbaren Beischlägen und gleichmäßig verteilten Sprenkeln durch FE-Ausfällungen) verfugt.

Verläuft in etwa in NW-SO Richtung durch die gesamte St.2 und ist gegenüber der Kirchenquerachse um etwa 10° nach Osten verdreht. Vor dem SO-Profil bildet St.8 eine 90°-Ecke -> nach SW abgehend. Unmittelbar im Bereich der NW-seitigen Überbauung von St.6/7 über St.8 zeigt St.8 einen 0,30m breiten nach NO im rechten Winkel abgehenden Mauervorsprung.

Von St.8 ist in St.2 im Wesentlichen nur die oberste Lage sichtbar, direkt vor dem SW-Profil als dreilagig erkennbar.

Die Probebohrung im Zuge der Baugrunduntersuchungen (mittig durch St.6/7) dürfte aber auch St.8 durchbohrt haben. Möglicherweise bezieht sich der mit 2,90 m unter Fußboden für die UK ermittelte Wert eher auf die UK von St.8 als auf St.6/7.

Eine Baugrube von St.8 war nicht zu erkennen. Sowohl die unterschiedlichen Bodenarten, als auch die Mauerecke von St.8 direkt vor dem SO-Profil sprechen für: SW von St.8 = innen, NO von St.8 = außen.

Die Keramik #St.2-16 (aus St.2-5/Schicht 8, außen, hier zusammen mit Tegula- und Imbrexfragmenten) und #St.2-17 (aus St.2-5/Schicht 6, innen) wurde in einer röm. Kulturschicht gefunden, die im Zusammenhang mit St.8 zu sehen ist.

Im NW-Bereich ist St.8 leicht durch die Grablegung St.67 (St.2-5/Schicht 10) gestört. Der strategraphische Zusammenhang von St.8 und St.11 im NW-Profil von St.2 konnte nicht geklärt werden (diese Situation wird von einem Profilsteg verdeckt, der im Zuge der Grabung nicht abgebaut worden ist). St.11 stört entweder St.8 oder überbaut sie.

 


VI.3.1.3. - MA. Mauer St.9

Streifenfundament der Vörgängerkiche (Phase VII, Abgenzung Mittelschiff/SO-Seitenschiff) aus unten Grauwackebruch (lagig) und oben Grauwackegerölle (außen lagig, innen eher wild). Der verwendete Kalkmörtel ist in der Fuge relativ hart und zeigt feine Kies- und Schiefersplitteinschlüsse; oben freiliegend ist der Mörtel sehr staubig (und staubt auch immer wieder stark nach; sehr schlecht gebundene Mörtelvariante). Im oberen Bereich in der Mitte viel Mörtel, weniger Steine als unten und an den Seiten (sieht aus, wie eine schlecht ausgeführte Gußmauerwerkvariante mit Verblendung).

St.9 bildet die Abgrenzung zwischen Mittel- und SO-Seitenschiff der Vorgängerkirche (Phase VII), hier Säulenfundamentierung. St.9 liegt in etwa mittig vor der SO-Mauer des Turms.

St.9 verläuft mit der Kirchenachse in NO-SW Richtung und ist im NO-Profil von St.2 1,20 m breit und auf einer Höhe von 1,10 m erhalten. Hier ist in der untersten Lage ein zweitverwendeter Sansteinquader (auf der Unterseite behauen) und in der dritten Lage von unten eine röm. Dachziegelfragment (Spolie) zu beobachten. St.9 ist im NO-Profil mit einer 0,08 - 0,10 m starken Feinkiesstickung unterlegt.

Im SW-Profil ist St.9 in der unteren Hälfte von St.6 verdeckt. Die UK ist hier etwa 0,08 m tiefer als im NO-Profil. Die Mauerbreite ist in beiden Profilen etwa gleich. Im SW-Profil ist St.9 auf einer Höhe von 1,45 m erhalten.

Im SW-Profil zeigt St.9 auf der SO u. NW-Seite jeweils eine scheinbar quer angesetzte Mauerverbreiterung. Auf der SO-Seite scheint die UK der Verbreiterung sehr hoch zu liegen, ist aber auch teilweise durch das abgeböschte Profil verdeckt. Auf der NW-Seite ist die UK zunächst gleich mit dem Hauptmauerwerk, steigt nach NW an und geht dann in die UK von St.12 über.

Im SW-Profil zeigt St.9 in den obersten Lagen einige NZ-Ziegelbruchstücke (vermutlich Flickzone), sonst Mauertechnik wie NO-Profil.

Bei Synopse der vorhandenen Altpläne bildet St.9 im SW-Profil von St.2 die Fundamentierung für den südöstlichen der beiden äußeren Träger der Sängerempore von Bauphase VII und im NO-Profil von St.2 das Fundament der (vom Turm aus gesehen) ersten Säule der Abgrenzung zum SO-Seitenschiff von Phase VII (siehe Abb. 2 u. 17)

Das NW-Gegenstück zu St.9 ist St.15.

 


VI.3.1.4. - Mauer St.10

Bruchsteinmauerwerk aus hauptsächlich relativ kleinen Grauwackegeröllen, vereinzelt Bruchsteine aus Grauwacke, roter Sandstein, Blaustein, Stinkkalk und Tuffsteine (teilweise mit glatt gestrichenen, leicht bläulichen Kalkputzresten). Die Mauerbreite konnte nicht festgestellt werden. St.10 ist auf einer Länge von ca. 0,90 m freigelegt, Höhe hier: ca. 1,90 m.

Die obersten 0,40 m (3 Lagen) sind nachträglich ausgeflickt, hier hellgrauer Zementmörtel (die Flickzone steht im Zusammenhang mit Leitungsschächten der Vorgängerheizung).

St.10 verläuft in der Fluchtung nicht gerade, sondern ist leicht rund nach Norden gebogen und weicht in ihrer Ausrichtung von der Kirchenachse etwa um 10° nach Norden ab.

Im SW-Bereich wird St.10 durch die Baugrube von St.11 gestört, ist also in jedem Fall älter als St.11.

St.10 fluchtet im SW auf den Mauerstumpf St.12 (Mauertechnik und Mörtel jedoch völlig anders).

Die Mauertechnik ist sehr auffällig und gleicht keiner der anderen in der Kirche aufgefundenen Mauern.

Der verwendete ungewöhnlich harte Kalk-Sandmörtel hat hier gar keine tragende Funktion und ist nur in den horizontalen Fugen, gewissermaßen als Kleber, zwischen den sorgfältig horizontal und vertikal miteinander verkeilten Geröllen und Bruchsteinen eingebracht. Die Mauer ist genau lotrecht.

Die Zeistellung der Mauer St.10 ist unklar (scheint auf die röm. Mauer St.8 zu fluchten, Mauertechniken jedoch deutlich unterschiedlich, n.b.)

 


VI.3.1.5. - NZ. Mauer St.11

Lagiges NZ-Ziegelsteinfundament der Vorgängerkirche (Phase IX). Ziegelformat, Mörtelart und Mauertechnik wie St.6. St.11 dürfte in engem zeitlichem Zusammenhang mit den Mauerbefunden St.6, 13 + 14 stehen.

Im Laufe der Bauarbeiten hat sich im Bereich zwischen den beiden gegenüberliegenden Stellen 11 u. 14 durch die Last der zur Zeit hier fahrenden Baumaschinen der Boden abgesenkt. Dadurch scheint sich eine durchgehende Kante zwischen den beiden Fundamenten St.11 u. 14 abzuzeichnen. Möglicherweise handelt es sich bei St.11 u. 14 um einen Fundamentkomplex. Wie aus alten Bauplänen ersichtlich, bilden die Stellen 11 u. 14 die Fundamentierung für zwei schmälere Rundsäulen im Aufgehenden, die wiederum die beiden inneren Träger der Orgelempore bilden (siehe Abb.3, 16, 19 u. 20).

Die Baugrube von St.11 stört im NO die Mauer St.10 und im SW den Mauerbefund St.12.

Die Mauer wird im unteren Bereich durch einen Profilsteg verdeckt (-> 2-5/Schicht 15).

St.11 wurde auf einer Höhe von 1 m freigelegt. Unten eine Breite von 1,10 m, oben 1,05 m. Die Ausdehnung in NW-Richtung konnte nicht festgestellt werden.

Bei Synopse der vorhandenen Altpläne bildet St.11 im NW-Profil von St.2 die Fundamentierung für den südöstlichen der beiden inneren Träger der Orgelempore von Phase IX (siehe Abb. 3, 16, 19 u. 20)

 


VI.3.1.6. - MA. Mauer St.12

Wildes Bruchsteinmauerwerk; Mauertechnik sehr ähnlich wie in St.9; Steine und Mörtel wie St.9, hier nur im oberen Bereich mit NZ-Ziegelsteinfragmenten durchsetzt (möglicherweise 2-phasig). Scheint auf St.10 zu fluchten, ist jedoch auf der SO-Seite durch Bagger gestört. Es gibt keine klare Abgrenzung zu St.9.

Bei Synopse der vorhandenen Altpläne bildet St.12 die Fundamentierung für den südöstlichen der beiden inneren Träger der Sängerempore von Bauphase VII (siehe Abb. 2 u. 17)

St.12 wird von der Baugrube von St.11 gestört, ist also älter als St.11.

St.12 ist bis unmittelbar unter dem jetzigen Betonfußboden erhalten. Höhe: ca. 1,40 m

 


VI.3.2. Mauerbefunde in Schnitt St.3

 VI.3.2.1. - NZ. Mauer St.13

NW-Gegenstück zu St.6; stört St.15. Wie aus der Synopse alter Baupläne ersichtlich, bilden die Stellen 6 u. 13 die Fundamentierung für 2 Säulen im Aufgehenden der Kirchenbauphase IX, die wiederum die beiden äußeren Träger der Orgelempore bilden (siehe Abb.3 u. 16).

St.6 = Pfeilerfundament des NW-Emporeträgers der NZ-Vorgängerkirche.

Im oberen Bereich lagiges NZ-Ziegelsteinmauerwerk, daß stufenförmig auf zweitverwendeten Quadern aus Nideggener Sandstein (einige mit schräger Scharrierung und glattem Rand) aufgesetzt ist. Aussehen wie bei St.6, hier nur ohne Fundamentabsatz im unteren Bereich. Mauertechnik, Ziegelmaß, Sandsteine und Mörtel genau wie bei St.6.

St.13 durchtrennt die MA-Mauer St.15 (so wie St.6 St.9), hier nur die etwa 0,10 m breite Baugrube von St.13 zwischen den beiden Komlexen. Auf der NW-Seite von St.13 ist keine Baugrube zu erkennen.

 


VI.3.2.2. - NZ. Mauer St.14

NW-Gegenstück zu St.11. Wie aus der Synopse alter Bauplänen ersichtlich, bilden die Stellen 11 u. 14 die Fundamentierung für zwei schmälere Rundsäulen im Aufgehenden, die wiederum die beiden inneren Träger der Orgelempore bilden (siehe Abb.3, 16, 19 u. 20).

Lagiges Ziegelsteinfundament mit 0,20-0,25 m nach NW und NO vorspringender Unterlage aus roten Sandsteinquadern (teilweise behauen wie in St.6 + St.13). Mauertechnik (oben und unten), Steinmaterial und Mörtel genau wie in St.6; Mauerformat wie St.11 (verjüngt sich ebenfalls um 0,05 m im oberen Bereich). St.11 liegt genau gegenüber St.14. Die Distanz zwischen SO-Profil von St.11 bis NW-Profil von St.14 beträgt 4 m.

 


VI.3.2.3. - MA. Mauer St.15

Gegenstück zu St.9; wird von St.13 in einen nordöstlichen und einen südwestlichen Komplex durchtrennt (gestört).

NO-SW ausgerichtetes MA-Streifenfundament. St.15 bildet die Abgrenzung zwischen Mittel- und NW-Seitenschiff der Vorgängerkirche -> Säulenfundamentierung. St.15 liegt in etwa mittig vor der NW-Mauer des Turms.

Mauertechnik, Steine und Mörtel wie bei St.9

St.15 + 27 unterscheiden sich im NO-Profil von St.3 nicht in Material, Mörtel und Mauertechnik, eine Baufuge ist jedoch nicht zu übersehen. St.27 bildet eine Ausbauphase (Verbreiterung) von St.15.

Bei Synopse der vorhandenen Altpläne bildet St.15/27 im SW-Profil von St.2 die Fundamentierung für den nordwestlichen der beiden äußeren Träger der Sängerempore von Bauphase VII und im NO-Profil von St.2 das Fundament der ersten Säule (vom Turm gesehen) der Abgrenzung zum NW-Seitenschiff von Bauphase VII (siehe Abb. 2 u. 17).

Im SW-Profil sind eine Reihe roter Sandsteine zu erkennen und im Bereich der UK sind einige größere röm.(?) Estrichfragmente vermauert. St.15 zeigt an der UK die gleiche Kiesstickung wie St.9. Die Kiesstickung zieht auch unter St. 27, welche im SO an St.15 angebaut ist (gleiche Ausrichtung).

 


VI.3.2.4. - MA. Mauer St.16

Lagiges Bruchsteinmauerwerk aus hauptsächlich Grauwackebruch, etwas großem rotem Sandsteinbruch und kleineren Ziegelsteinfragmenten. Mit einem sehr gelben, sandigen, weichen Kalkmörtel verfugt.

Die Mauer ist nur 0,25 m breit und ca. 0,40 m hoch. Auf der SO-Seite -> gleichmäßiger Mörtelbelag, auf der NW-Seite -> unregelmäßige Abgrenzung des Mörtels zum umgebenden Erdreich (scheinbar von SO her gegen das Erdreich vermauert). Von St.16 konnte nur ein etwa 0,30 m langes Teilstück freigelegt werden, da im weiteren SW-Verlauf außerhalb der Grabungsgrenze.

Die Mauertechnik, Mörtel etc. sind gleich mit St.24 (in St.21), auch Ober und Unterkanten sind ähnlich. Die Ausrichtung (NO-SW) scheint ebenfalls wie bei St.24 gegenüber der Kirchenachse einige Grad nach Osten verdreht zu sein (soweit auf 0,30 m Länge einschätzbar). Der Abstand zwischen St.16 + St.24 betrug etwa 0,70 m, dazwischen 2 Bestattungen (-> St.21-29/Schicht 5 u. St.21-45/Schicht 1). Das NO-Ende von St.16 war bereits durch Baggereinsatz im Vorfeld der Grabung gestört.

 


VI.3.2.5. - Mauer St.17

NW-SO ausgerichtetes lagiges Mauerwerk aus Grauwacke- und Sandsteinbruch (Sandstein: 90% Nideggener und 10% hellgelber), mit weißem Kalkmörtel verfugt. Der Mörtel und die Mauertechnik ist der von St.8 sehr ähnlich. St.17 wird durch St.15/27 gestört. Die Übergänge zwischen den einzelnen Mauerfraktionen sind teilweise sehr indifferent.

Hier ist zu bemerken, daß die Kiesstickung unter St.15/27 nicht (wie die Zeichnung St.3-14 impliziert) unter St.17 zieht. Während der Einschalarbeiten in St.2 brachen die Profilwände, vor Allem im Bereich der Maschinendurchfahrt im Turmbereich, zunehmend im unteren Bereich ein. Dabei wurde sichtbar, daß die UK von St.17 tiefer liegt als bei der Aufnahme gezeichnet, und die Kiesstickung unmittelbar vor St.17 abreißt. Auf der NW-Seite von St.15 wird die UK von St.17 von einem kleinen Profilsteg mit den Bestattungsresten von St.19 verdeckt.

Obwohl die beiden Stellen 16 + 17 hier nahe zusammenliegen (im rechten Winkel zueinander), konnte der Zusammenhang (im SW-Profil steckend) leider nicht weiter geklärt werden.

 


VI.3.2.6. - MA. Mauer St.27

St.27 ist eine 0,60 - 0,70 m breite SO-seitige Verbreiterung von St.15.

Mauertechnik, Material und Mörtel sind im NO-Profil von St.3 genau gleich mit St.15, beide Komplexe grenzen sich jedoch durch eine deutliche Baufuge ab. Im oberen südöstlichen Bereich scheint der Komplex St.15/27 zudem durch eine weitere Grablegung gestört zu sein (möglicherweise auch einen Vorgängerheizungsschacht; ließ sich nicht differenzieren, da außerhalb der Grabungsgrenze, bzw. ohne diesbezügliche Planvorgaben; in jedem Falle aber hier deutlich mit humanen Knochenfragmenten durchsetzt, n.b.).

Im SW-Profil von St.3 grenzt sich St.27 von St.15 durch eine klare Baukante (St.15) und eine Zone aus lockerem Schutt in St.27 ab. Hier macht St.27 den Eindruck eines Gußmauerwerks. Mittig sind röm. Tegulafragmente als Spolien eingegossen. Die beiden obersten Reihen sind lagig aus Grauwacke gesetzt.

St.27 stört in SW-Profil von Schnitt St.3 die nordwestliche Fortsetzung der Mauerung St.17.

 


VI.3.3. Mauerbefunde in Schnitt St.21

VI.3.3.1. - MA. Mauer St. 24

Lagiges Bruchsteinmauerwerk aus hauptsächlich Grauwackebruch und etwas rotem Sandsteinbruch; mit einem sehr gelben, sandigen, sehr weichen Kalkmörtel verfugt (Mörtel sehr ähnlich wie bei St.16, 22 + 28; Mauertechnik, Mauerbreite und Ausrichtung = St.16). Die Ausrichtung von St.24 ist gegenüber der Kirchenachse um ca. 8° nach Osten verdreht.

Die Mauer ist 0,20 m breit, nach NW verkippt und auf einer Höhe von 0,32 - 0,40 m erhalten. Direkt vor dem NO-Profil von St.21 zeigt St.24 eine im rechten Winkel nach NW abgehende Mauerecke. Die NO-Hinterkante der Ecke steckt im NO-Profil.

NW der Mauerecke zieht St.24 unter St.25 (Pfeilerfundament der Kirchenaußenmauer, Phase VII). St.24 ist somit älter als St.25. St.24 kann im Aufgehenden kein besonders tragendes Mauerwerk gewesen sein, dafür ist die Mauer zu zierlich.

St. 24 stört folgenden Bestattungen, die somit als älter anzusehen sind als die St.24 + 25:

Die Bestattung St.49 aus St.21-39/Schicht 5 (= St.21-22/Schicht 8), im linken Arm- und Beckenbereich gestört, mit kreuzförmigem Bronze-Anhänger im Brustbeinbereich -> #St.21-26 (Abb. 11,1), ist direkt südöstlich unmittelbar an die Mauer St.24 gelegt; die Grabgrubenverfüllung von St.49 überdeckte teilweise die OK von St.24

Die Bestattungen NW von St.24 (hier u.a. 4 Kindergräber) in den Plana 4+5 von St.21 sind in einen röm. Horizont eingegraben und werden im NW-Bereich des SW-Profil-St.21 von einer röm. Funde führenden Trümmerschicht überdeckt (siehe Zeichnung St.21-65/Schicht 9 und Funde #21-27, 28, 29, 30, 31, 51 + 52).

 


VI.3.3.2. - MA./NZ. Mauer St.25

Mehrphasiges, im rechten Winkel nach SO hervorstehendes Pfeilerfundament der NW-Kirchenaußenmauer (Vorgänger Phase VII, siehe Synopsen Abb. 17-18). Sowohl im Mauerwerk als auch in der Baugrube lassen sich 3 Bau- bzw. Arbeitsphasen erkennen (von unten nach oben: A, B, C).

Das Mauerwerk liegt in NW-SO Richtung auf einer Breite von 0,85 m und auf einer Höhe von 1,40 m frei. Im oberen Bereich ist St.25 auf der SO-Seite durch den Bagger gestört. Das NO-Ende des Pfeilers wurde nicht freigelegt, da außerhalb des Schnittes. Die Breite in dieser Richtung blieb also ungeklärt.

Die UK von St.25 verläuft schräg; auf der SO-Seite zieht sie über St.24 und fällt nach NW unter Bautiefe (Planum V) ab. - Entweder hat die Last von St.25 die Mauer St.24 auf der NW-Seite heruntergedrückt, auf der Gegenseite angehoben und so die verkippte Lage von St.24 erzeugt; möglicherweise ist diese Situation aber auch auf die Bombadierung im 2.Weltkrieg zurückzuführen, infolge dessen der gesamt Pfeiler nach NW abgegangen sein könnte und St.24 dadurch verkippt ist; die SO-Hinterkante von St.25 wurde von uns größtenteils durch den Bagger gestört angetroffen.

Im unteren Bereich (hier Grauwackebruch + 1 röm. Ziegelfragment - Spolie) kann man 2 verschiedene Mörtelzonen erkennen. Phase A (UK-Bereich) und Phase B repräsentieren möglicherweise lediglich 2 Arbeitsphasen einer Bauphase. In Phase A ist ein sehr heller, fester Kalkmörtel mit feinem Kiesbeischlag und etwas Schiefersplitt verarbeitet. In Phase B ist der Mörtel deutlich gelblicher und etwas weicher, die Beischläge sind ähnlich wie in Phase A. Die Mauertechnik und Mörtel von Phase A + B gleichen denen von St.9, 12, 15 + 27. Der Übergang der beiden Mörtelzonen korrespondiert sowohl mit einem schmalen Mauerabsatz (0,02-0,03 m) auf der SO-Seite von St.25, als auch mit einem Schichtwechsel in der Baugrubenverfüllung (hier: unten brauner Lehm = Phase A; darüber Mörtelschutt = Phase A -> siehe Zeichnung St.21-66/Schichten 6 + 5). Die Baugrube von St.25 ist in ein röm. Funde führendes Stratum eingegraben (siehe hier Funde: #St.21-27, 28, 29, 30 + 31 aus St.21-22/Schicht 4 und #St.21-51 + 52 aus St.21-45/Schicht 7; Abb. 21).

Phase C wird im oberen Bereich von einem aus NW-Richtung (marktseitig) beigearbeiteten lagigen NZ-Ziegelsteinmauerwerk gebildet. Hier ist das Ziegelmaß wie in St.6, 11, 13, 14 + 34. Der weiße, harte, leicht sandige Kalkmörtel ist gleich wie in St.34 und deutlich härter als bei St.6, 11, 13 + 14. Die Mauertechnik (Läufer/Binder) ist gleich der von St.6, 11, 13 + 14.

Nach Bearbeitung unsererseits wurde St.25 von der Baufirma bis auf die Flucht von St.26 abgerissen. St.24 war bis ca. 0,40 m unter St.25 deutlich zu erkennen.

Die Grabgrube St.57 (ohne Bestattung, St.21-45/Schicht 9) liegt unter St.25 und wird von St.25 gestört und ist somit älter als St.25.

Unter St.25 scheint sich im Planum V von St.21 ein weiterer Mauerbefund abzuzeichnen. Der Mörtelschutt gleicht stark dem ersten Auftauchen von St.30 zwischen Planum III + 4 von St.5. Siehe auch Zeichnung St.21-58/Schichten 2 + 5. Da Planum V auf Bautiefe liegt, konnte dem aber nicht weiter nachgegangen werden.

Der direkte Zusammenhang zur NW-Kirchenaußenmauer konnte auch nicht geklärt werden, da der Übergang hier noch auf 0,55 m Breite vom modernen Betonboden verdeckt ist. Ein weiterer Aufschluß war hier auf Grund der aktuellen Baumaßnahmen nicht notwendig.

 


VI.3.3.3. - MA. Mauer St.26

NW-Außenmauerfundament der Vorgängerkirche (Phase VII, siehe Synopsen Abb. 17-18). Lagiges Mauerwerk aus zweitverwendeten Sandsteinquadern (roter, gelber + unten 1 leicht rötlicher mit gestrichenem bläulich-grauem Wandkalkputz), Grauwackebruch, roter Sandsteinbruch und NZ-Ziegelsteine wie in Phase C von St.25. Der Mörtel ist in etwa gleich wie in Phase C von St.25, hier nur etwas weicher + feuchter und vor allem deutlich sparsamer verwendet (z.T. sehr schmale Fugen, manche hohl).

St.26 verläuft parallel zur heutigen NW-Kirchenaußenmauer in NO-SW Richtung. Die SO-Vorderkante von St.26 ist 1,04 m von der Innenseite der Kirchenaußenmauer entfernt.

Das Mauerwerk stößt stumpf an St.25. In der obersten Lage von St.25 war ein Ziegel schräg über beide Stellen vermauert; der Mörtel von St.26 zieht oberhalb davon (im hinteren Bereich) auch über St.25.

Die Mauer steht auf einer schmalen Stickung aus grobem Kies (Rurschotter) in leicht tonigem Lehm. Die Stickung von St.26 schneidet die Baugrube von St.25.

Von oben wurde das Mauerwerk auf einer Breite von 0,50m freigelegt. Eine Hinterkante wurde dabei nicht erreicht. Auch hier konnte, wie in St.25 der Übergang zur NW-Kirchenaußenmauer nicht geklärt werden (da außerhalb der Grabungsgrenze).

 


VI.3.4. - Mauerbefunde in Schnitt St.4

siehe VI.2.3. - Schnitt 4

 


VI.3.5. - Mauerbefunde in Schnitt St.5

VI.3.5.1. - Mauer St.28

2-Lagiges Grauwackemauerwerk im gleichen Mauerformat wie St.22, gleicher Mörtel wie St.22. Möglicherweise sehen wir hier den NO-Abschluß einer ähnlichen Grabkiste wie St.22.

Zu sehen ist hier aber nur ein kleiner Teil des Komplexes, kann auch nicht weiter begraben werden, da außerhalb der Grabunggrenze.

Das Mauerwerk geht im oberen Bereich in Versturz über. Es konnten (im Gegensatz zur - soweit erkennbar - gleichen St.22) keine Knochenreste im Zusammenhang mit St.28 festgestellt werden.

Höhe ca. 0,20 m; Mauerbreite ca. 0,18 m. Nach NW hin scheint St.28 durch die Grablegung St.61 (St.5-42/Schicht 3) gestört zu sein. Zeitstellung unklar.

 


VI.3.5.2. - MA. Mauer St.29

NW-Außenmauerfundament der Vorgängerkirche (Phase VII, siehe Synopsen Abb. 17-18). Mehrphasiges meist wildes Mauerwerk in der Verlängerung von St.26; ebenso wie St.26 nahezu parallel zur heutigen NW-Kirchenaußenmauer; weicht in der Ausrichtung gegenüber der Kirche um 1-2° nach Norden ab. Im Bereich von St.33 verbreitert sich die Mauer um ca. 0,10 m, sonst im wesentlichen 0,70 m breit, auf einer Länge von 2 m sichtbar, Höhe 0,64 m.

70% Grauwackebruch, 20% Sandsteinbruch (hier ist dkl.-roter, roter, schwach roter und rosafarbener Sandstein zu sehen, meist faustgroße Gerölle; hauptsächlich aber größere hellgelbe und weiße Sandbruchsteine - z.T. Mergel), 15% Blausteinbruch, 5% kleinteilige Tuffsteingerölle mit einem hier relativ lockeren Mörtel verfugt (Mörtel wie in St.9, 15 + 27).

Auch hier kann man (wie in St.25) 3 verschiedene Phasen erkennen. Von unten nach oben:

Phase A wird hier nur von der untersten Grauwackebruchsteinlage gebildet, mit einem hellen Kalkmörtel verfugt und auf einer Stickung aus fest gestampftem, leicht tonigem, braunem Lehm - gleichmäßig mit Mörtelbröckchen durchsetzt - aufgesetzt.

Phase B bildet ein wildes Steinsammelsorium aus den o.g. Materialien; Mörtel etwas gelber und staubiger wie in Phase A. Auch hier hat man, eher noch als bei St.25, den Eindruck, daß Phase A + B zwei verschiedene Arbeitsphasen der selben Bauphase sind.

Phase C bildet, wie bei St.25, ein von NW eingearbeitetes Mauerwerk aus NZ-Ziegelsteinen. Da sich hier in Phase C ein Gewölbe abzeichnet wird diese Phase mit St.34 bezeichnet. Die heutige NW-Kirchenaußenmauer sitzt auf Phase C auf.

Die Oberkante von St.29 wurde scheinbar durch den Bagger im Vorfeld bis auf den vorgefundenen u. dokumentierten Zustand gestört, da in beiden Querprofilen bis unmittelbar unter den heutigen Betonboden erhalten. Die UK liegt ähnlich hoch wie bei St.26.

 


VI.3.5.3. - Röm. Mauer St.30

(Spät-)Römisches, lagiges Mauerwerk aus mittelgroßem Grauwacke- und rotem Sandsteinbruch. Jede 2 Lage ist eine Lage ganzer röm. Dachziegel (tegulae) lagig eingeschossen. Die Mauer bildet den SO-Abschluß einer im direkten zeitlichen Zusammenhang zu sehenden Hypocaustanlage (St.32).

Die Mauer ist 0,32 m breit und auf einer Länge von 1,60 m freigelegt. Direkt vor dem SW-Profil ist St.30 bis knapp über Bautiefe von oben gestört.

Vor dem NO-Profil von St.5 zeigt St.30 eine rechwinklige Mauerecke, knickt hier 0,20 m nach NW ab und stößt dann stumpf an die Mauer St.31.

Die Innenseite (NW-Seite) von St.30 ist mit einem 0,02 m dicken Lehm/Kalk-Gemisch verputzt, welches das Mörtelbett für eine Verkleidung aus Ziegelplatten bildet. Die Ziegelplatten waren scheinbar nur an der Innenseite von St.30 angebracht (bis einige Zentimeter über die Baufuge St.30/31 -> siehe Skizze St.31-6)

0,76 m SW der o.g. Mauerecke hat St.30 eine 0,24 m breite und 0,10 m tiefe Aussparung, auch hier Lehmputz mit Abdrücken von Wandkacheln (eine halbwegs in situ, leicht verkippt -> Wandheizung oder Kamin, siehe #St.5-120). Im Bereich der Aussparung ist viel HK-Splitt zu beobachten.

Auf der Außenseite (SO-Seite) ist die Mauer mit dem selben ockerfarbenem, sandigen Kalkmörtel ca. 0,01 m dick verputzt, mit dem das Mauerwerk verfugt ist (etwas HK-Splitt und feiner Kiesbeischlag im Mörtel).

St.30 tauchte zum ersten Mal in Planum IV von St.5 auf. Die UK liegt deutlich tiefer als die Bautiefe.

 


VI.3.5.4. - Röm. Mauer St.31

Lagiges röm. Mauerwerk aus hauptsächlich rotem Sandstein- und einigen Grauwackebruchsteinen, mit einem weißen, porösen Kalkmörtel (wie in St.8, hier nur ohne FE-Ausfällungen) verfugt.

Die Mauer ist 0,38 m breit und auf einer Länge von 1,60 m und einer Höhe bis zu 0,30 m freigelegt und bildet den NO-Abschluß einer spätrömischen Hypocaustanlage (St.32) und stößt stumpf an St.31 (SO-Begrenzung von St.32) an.

Auf der Innenseite (SW-Seite) zeigt das Mauerwerk ein teilweise überputztes Sichtmauerwerk mit Fugenstrich, was für eine funktionelle Zweitverwendung von St.31 in einem röm. Umbau spricht.

Der Lehm-Kalkputz auf der Innenseite von St.30 zieht über die Baufuge zwischen St.30 + 31.

Die NO-Seite (außen) von St.31 ist nicht verputzt, ein Fugenstrich war hier nicht zu erkennen.

St. 31 ist am NW-Ende bis auf einen Stein Breite gestört.

 


VI.3.5.5. - Spätröm. Hypocaustum St.32

Spätrömische Hypocaustanlage.

St.32 taucht zum ersten Mal in Planum V von St.5 auf und schien hier eine wannenartige Konstruktion zu sein; von einem rosafarbenen Mörtel umrandet, mit einem apsidialen Abschluß nach SO hin, auf einer Ziegelunterlage und mit einer bis 0,12 m hohen Füllung aus einem weißen, sehr porösen, krümeligen Kalkmörtel mit feinem, gleichmäßigem Ziegelsplittbeischlag. Der apsidiale Abschluß im SO wird von einem grauen, weichen Kalk/Steinmehl-Gemisch gebildet, gegen der die Umrandung bildende rosa Mörtel ansteht. Der Mörtel SO der apsidialen Abgrenzung wird im NO und SO von einem ockerfarbenem Kalk/Lehmputz begrenzt, mit dem die Mauer St.30 innenseitig flächig verputzt ist.

Der rosa Estrich der Umrandung sitzt 0,04-0,06 m breit und ca. 0,04 m hoch auf der SW-Hinterkante der Mauer St.31 auf und bildet gleichsam einen 0,02 m starken Belag auf der Ziegelabdeckung der Hypocaustanlage. Die weiße Kalkfüllung überzieht die rosa Estrichunterlage und steht auf der SW-Hinterkante der Mauer St.31 einige Zentimeter höher an.

Die ganze Anlage ist nach Westen hin eingebrochen und nur unmittelbar vor der Mauerecke von St.30 noch nahezu ungestört.

Für Planum VI wurde die weiße Kalkfüllung und der rosa Estrich auf der Ziegelabdeckung der Hypocaustanlage entfernt. Der rosa Estrichrand auf St.31 und der apsidiale Abschluß wurden zunächst stehen gelassen.

Der rosa Estrich war flächig auf die Ziegelabdeckung aufgetragen und bildet auch das Fugenmaterial zwischen den einzelnen Ziegelplatten der Abdeckung und zwischen der Abdeckung und St.31. In der Fuge ist der Mörtel relativ weich. Die Querfuge zwischen den beiden ersten Ziegelplatten (siehe Zeichnung St.5-136) ist 0,05 m breit und teilweise mit 0,04 m dicken Wandkachelbruchstücken ausgefüllt.

(vor Ort hatte man zu Anfang bei St.32 den Eindruck einer (Bade-?)wannenartigen Konstruktion, wird deshalb auch so auf einigen Stellenkarten angesprochen; die Anlage kann aber bei den im Weiteren vorgefundenen Fugen unmöglich wasserdicht gewesen sein; nb.)

Die SW-Seite von St.31 ist nicht mit dem rosa Estrich-Auftrag überzogen, hier liegt der rote Sandstein des Mauerwerks blank und ist sehr glatt, abgewetzt (wie poliert, aber man fühlt noch die ehemalige Sandbruchsteinoberfläche, Benutzungsspuren; war jedoch bei Auffindung zunächst im OK-Bereich von der weißen Kalkfüllung überdeckt, -> weiße Kalkfüllung möglicherweise sekundär).

Der relativ ungestörte Teil der Hypocaustabdeckung besteht aus 2 Ziegelplatten, wovon die obere (in der Mauerecke St.30/31) an der SO-Seite unregelmäßig abgebrochen ist, was möglicherweise für eine Zweitverwendung der Platte spricht. Der im oberen Bereich die Apsis bildende, sehr weiche, steinmehlhaltige Mörtel war auf diese Platte aufgesetzt und verdeckte die Bruchkante nach oben hin.

Im NW-Bereich von St.5 waren die Bruchstücke einer dritten Ziegelplatte zu beobachten. Das größte Fragment hier spricht für eine Länge der dritten Abdeckplatte von mindestens 0,55 m (eine gerade Kante war nur auf der SO-Seite eindeutig zu erkennen).

Unter den beiden südöstlichen Ziegelplatten der Abdeckung wurden 4 Hypocaustpfeiler freigelegt. (Die OK der Hypocaustpfeiler liegt in etwa auf Bautiefe; hier fehlt ein Pfeiler in der Konstruktion bzw. liegt wahrscheinlich unter Grabungstiefe; die Anlage konnte nach unten nicht weiter freigelegt werden).

Um die Höhe der Hypocaustpfeiler zu ermitteln wurde im Bereich SO-Ziegelabdeckplatte zwischen den drei darunter befindlichen Pfeilern ein kleiner Suchschnitt durch die Aschefüllung des Hypocaustums bis zur OK seines Ziegelplattenbodens gemacht.

Die Hypocaustpfeiler bestehen aus 9 runden Ziegel (Æ 0,20 m) die insgesamt eine Höhe von genau 0,60 m haben; darauf eine rechteckige Abschlußplatte, die mit dem Mörtel aus St.30 auf die oberste Hypocaustziegel aufgeklebt ist (die Abschlußplatten sind teilweise unregelmäßig abgebrochene Wandplattenfragmente, wie wir sie nach Abnehmen der Hypocaustabdeckung an 2 Stellen an der Innenseite von St.30 angebracht fanden); darauf wiederum liegt die von der Unterseite stark rußgeschwärzte Ziegelabdeckung. Die beiden o.g. Ziegelplatten wurden ins Jülicher Stadtmuseum verbracht (Foto der Unterseite siehe 5-138 / Dia Nr.87).

Für Planum VII wurde Planum VI nach NW bis zur Kirchenaußenmauer erweitert und im Ganzen noch einige Zentimeter tiefer gelegt. Das Tieferlegen brachte jedoch kein wesentlich neues Bild. Hier zeichnet sich in der Flucht der Maueraussparung von St.30, in einem ähnlich breiten Bereich wie diese, immer mehr ein deutlich höherer Mörtelschuttanteil ab wie direkt vor dem SW-Profil von St.5. Unter der vorgefundenen Abdeckung der Hypocaustanlage ist eine deutliche Abgrenzung zu einem viel Asche/sehr wenig Lehm-Gemisch zu beobachten, in dem im oberen Bereich beim Anlegen des o.g. Suchschnittes 2 Keramikfragmente gefunden wurden (#St.5-141 -> etwa 0,10 m unter Planum VII). Die Aschefüllung geht bis zum Ziegelplattenboden der Hypocaustanlage und wird nach unten immer HK-haltiger.

Vor dem SW-Profil von St.5 ist ein fünfter Hypocaustpfeiler zu beobachten, die Anlage geht also in SW-Richtung weiter, liegt hier aber immer tiefer (Boden abgesackt; die OK dieses Hypocaustpfeilers liegt 0,07 m tiefer als die OK der Pfeiler im NO). Im NW ist St.32 im Bereich der Außenmauer zunehmend stark gestört. Von St.31 ist im NW-Profil von St.5 nur noch ein Stein zu sehen.

Die Abdeckplatte der Anlage ist in den Lehmputz von St.30 leicht hineingedrückt und liegt mit einer Fuge aus Lehmputz auf der Wandverkleidung aus Ziegelplatten von St.30 auf. Siehe Mörtelrest mit Abdruck auf Zeichnung St.5-154/Schicht 2 (auch St.5-137 -> Mauerecke St.30/31).

 


VI.3.5.6. - NZ. Mauer St.33

Lagiges Pfeilerfundament der Kirchenaußenmauer aus Grauwacke- und rotem Sandsteinbruch, welches früher im oberen Bereich (NO-Seite) vermutlich das SW-Widerlager des NZ-Ziegelsteingewölbes St.34 bildete.

Bei Synopse der vorhandenen Altpläne bildet St.33 das Eckpfeilerfundament der Mauerecke der ehemaligen Christina-Kapelle zur Außenmauer des NW-Seitenschiffes der Phase IX (siehe Abb. 3 u. 16)

St.33 ist mit einem sehr ungewöhnlichen Mörtel verfugt: sehr hart, von außen völlig versintert (bzw. verglast), sehr hell grau, glänzend; von innen braun und porös.

Von unten nach oben scheint in etwa der Mitte die Mauertechnik zu wechseln, eine klare Abgrenzung dieser möglichen Zweiphasigkeit war allerdings nicht zu erkennen.

Sowohl im NW als auch SW-Profil von St.5 ist vor dem Mauerwerk von St.33 ein bis zu 0,05 m breiter als Baugrube von St.33 zu wertender Hohlraum zu erkennen, der im NW-Profil von St.5 die gesamte Schichtung bis oben hin abschneidet und sich auch in die Tiefe fortsetzt, was für ein relativ junges Datum dieses Mauerwerks spricht. In den Hohlraum ließ sich im NW-Profil von St.5 der Zollstock über 1 m tief hinein stecken, ins SW-Profil etwa 0,40 m tief. Die Baugrube von St.33 schneidet die Kiesstickung von St.29 (ist somit jünger als St.29), sowie die Straten St.5-162/Schicht 7 und St.5-163/Schichten 5, 6 + 7.

Möglicher Bauzusammenhang mit St.34.

 


VI.3.5.7. - NZ. Mauer St.34

NZ-Ziegelsteingewölbe mit nachlässig ausgeführtem, lagigem Unterbau aus 80% NZ-Ziegelsteinen, 10% gelber Sandsteinquader, 5% Grauwackebruch und 5% Blausteinbruch. Sichtbare Spannweite: 1,02 m; vermutliche Spannweite (ausgehend vom Abstand des Abschlußsteins von St.34 zu St.33): 1,80 m. Der trapezförmige Abschlußstein ist 0,26 m hoch und 0,95 m NO von St.33. Die OK des Abschlußsteines liegt nur wenige Zentimeter unter dem heutigen Betonfußboden. Unter dem lagigen Unterbau von St.34 ist ein 1-lagiger Rest von St.29 und deren Stickung zu erkennen.

Die Ziegel sind gleich St.6, 11, 13, 14, 25 u. 4. Der Mörtel ist gleich mit dem in Phase C von St.25.

(Auf mich macht St.34 den Eindruck einer Unterfangung, ausgeführt als unterfütterter Gewölbeunterzug, nb.)

 


VI.3.5.8. - Mauerausbruchgrube St.84:

Die den gesamten Schnitt St.5 NO-SW querende Mauerausbruchgrube St.84 liegt im und vor dem SO.-Profil von St.5 und war erstmals deutlich als solche im Planum IV zu erkennen. Oberhalb von Pl. IV waren 2 Individuen (St.60, St.82) übereinander genau in der Mauerausbruchgrube bestattet. Bereits die Grabgrube von St.60 war mit auffällig viel Mörtelschutt durchsetzt.

Ab Pl. IV/St.5 stellt sich St.84 als relativ lockeres Mörtelschutt/Lehm-Gemisch mit einer scharfen Abgenzung zum nordwestlich angrenzenden (durch St.84 gestörten) Lößlehm dar. Eine Unterkante wurde nicht erreicht. Die südöstliche Hinterkante liegt außerhalb der Grabungsgrenze. St.84 liegt in der nordöstlichen Verlängerung von St.15/27.

 

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